Die Tatsache, dass immer mehr Menschen gleichzeitig zwei oder mehr Staatsangehörigkeiten besitzen, führt im In- und Ausland zu zum Teil heftigen Kontroversen. Auch in der Schweiz häufen sich politische Diskussionen und parlamentarische Initiativen zum Thema Doppel- beziehungsweise Mehrfachbürgerschaften. Fragen der Zugehörigkeit und Loyalität stehen im Vordergrund, insbesondere bei Sportlern oder Politikern mit doppelter Staatsangehörigkeit.
Aufgrund dieser Diskussionen und Vorstösse hat die Eidgenössische Migrationskommission EKM eine Studie zu Doppelbürgerschaft in Auftrag gegeben. Diese gibt erstmals einen umfassenden Überblick zur Entwicklung sowie zu den Chancen und Risiken von Doppelbürgerschaft. Die Studie liefert Fakten und Argumente für die politische Diskussion, die oft emotional geführt wird.
Immer mehr Menschen haben mehr als eine Nationalität. Der Doppelbürgerstatus ist eine soziale Realität geworden. Damit ist ein wachsender Teil der Bevölkerung nicht mehr in den einfachen Kategorien «Schweizer» und «Ausländer» zu fassen.
Heute verfügen bereits jede vierte Schweizerin und jeder vierte Schweizer im In- und Ausland über mindestens eine weitere Staatsbürgerschaft. Sehr wahrscheinlich ist der Anteil noch höher, denn die zur Verfügung stehenden Datensätze erfassen die Schweizer Doppelbürgerinnen und Doppelbürger erst ab dem Alter von 15 Jahren.
- Seit der Gleichstellung der Geschlechter im Bürgerrecht können auch Schweizerinnen ihr Bürgerrecht an ihre Kinder übertragen.
- Immer mehr Ehen in der Schweiz sind binational. Mehr als jede dritte Ehe wird zwischen einer Schweizerin bzw. einem Schweizer und einer ausländischen Person eingegangen.
- Schweizerinnen und Schweizer können ihr Bürgerrecht an ihre Kinder übertragen, auch wenn diese ausserhalb des Staatsgebietes zur Welt kommen. Und dies ohne zeitliche Einschränkung.
- Der Doppelbürgerstatus wird zunehmend im nationalen und internationalen Recht akzeptiert, weil die Vorteile gegenüber den Nachteilen überwiegen.
Die Möglichkeit des Doppelbürgerstatus erleichtert die Einbürgerung, und die Einbürgerung fördert die Integration.
Mit der Akzeptanz der doppelten Staatsbürgerschaft fällt für Zugewanderte in die Schweiz ein grosses Hindernis für die Einbürgerung weg. Die Einbürgerung wiederum hat weitgehend positive Auswirkungen: eine erhöhte Identifikation der Zugewanderten mit dem Aufenthaltsland sowie eine verbesserte ökonomische wie auch soziokulturelle Integration.
Doppelbürgerinnen und Doppelbürger fühlen sich mit mehreren Staaten verbunden. Ihre Loyalität gegenüber der Schweiz ist dadurch nicht weniger gross.
Schweizer Doppelbürgerinnen und Doppelbürger identifizieren sich mit der Schweiz in gleichem Masse wie Einfachbürgerinnen und Einfachbürger. Die mit der Doppelbürgerschaft verbundene erhöhte Bereitschaft zur Einbürgerung hat nicht nur positive Effekte in Bezug auf die wirtschaftliche und gesellschaftliche Integration, sondern auch in Bezug auf die politische Partizipation.
In einer vernetzten und interdependenten Welt können Doppelbürgerinnen und Doppelbürger «externe» Interessen in «interne» Meinungsbildungs- und Entscheidungsfindungsprozesse einbringen. Diese Potenziale könnten noch vermehrt genutzt werden.
Die Doppelbürgerschaft erleichtert es Zugewanderten, die Bindung zu ihrem Herkunftsland aufrechtzuerhalten.
Die Akzeptanz der Doppelbürgerschaft unterstützt und fördert den Fluss von Geld, Wissen und Beziehungen zwischen den Aufenthalts- und Herkunftsländern.
Doppelbürgerinnen und Doppelbürger haben Rechte und Pflichten in zwei Staaten.
Steuerpflicht oder Militärdienst – einige Staaten stellen an ihre Bürgerinnen und Bürger Ansprüche unabhängig vom Wohnort. Gleichzeitig können sie auf die Ausgestaltung von Gesetzen Einfluss nehmen, denen sie sich nicht unterwerfen müssen.
Doppelbürgerinnen und Doppelbürger riskieren den Entzug der Staatsbürgerschaft.
Personen mit Doppelbürgerstatus kann die Staatsbürgerschaft entzogen werden, wenn ihr Verhalten die Interessen oder das Ansehen der Schweiz erheblich beeinträchtigt.
Die Doppelbürgerschaft kann instrumentalisiert werden.
Einerseits kann ein Staat die Doppelbürgerschaft benutzen, um Expansionsbestrebungen voranzutreiben. Die Möglichkeit der Doppelbürgerschaft erleichtert es andererseits Individuen, Angebote von Ländern anzunehmen, die ihre Staatsbürgerschaft im Austausch gegen Investitionen vergeben.
Materialien
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Studie: Bürgerschaft und Demokratie in Zeiten transnationaler Migration: (PDF, 1 MB, 13.12.2018)
Hintergründe, Chancen und Risiken der Doppelbürgerschaft (2018)
- Factsheet: Wichtigste Erkenntnisse der Studie zu Doppelbürgerschaft (PDF, 917 kB, 05.12.2018)
Veranstaltungen
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Jahrestagung EKM 2018
Staat neu denken: Partizipation, politische Rechte, Citoyenneté, Staatsangehörigkeit
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Medienmitteilung
Staat neu denken: Partizipation, politische Rechte, Citoyenneté, Staatsangehörigkeit
Letzte Änderung 24.06.2024